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Mrz 21, 2022 | Erfahrungsberichte | 0 Kommentare

Wie meine Babysitter mich vor dem Mama-Burnout bewahren

von Jana, Düsseldorf

Ich bin gestresst! Und damit bin ich nicht allein. Ich bin eine berufstätige Mutter von zwei kleinen Kindern im Grundschul- und Kindergartenalter und wie 26,3 Prozent aller Mütter empfinde ich hohen bis sehr hohen Stress. Das zumindest ergab eine Befragung von 12.000 Müttern durch das Deutsche Jugendinstituts (DJI), zusammengefasst in der Publikation „Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten“. Dieser Anteil bedeutet aber auch, dass jede vierte meiner Freundinnen mit Kindern genauso empfindet. Nach zahlreichen Playdates und noch häufigeren Spielplatzgesprächen mit meinen Leidensgenossinnen müsste die Zahl der sehr gestressten Mamis viel höher liegen.

Wir Frauen sind Weltmeister in Relativierung und Untertreibung

Das ist vielleicht die Krux an diesen Befragungen, dass sich die Mamis zum exakten Zeitpunkt der Umfrage in einer kleinen Blase der Entspannung befanden, sie ihr Stresslevel gar nicht realistisch einschätzen bzw. eingeschätzt haben und zu Untertreibung neigen.

Ich lasse mich schnell besänftigen und ziehe am Abend ein viel positiveres Resümee als es der eigentliche Tagesablauf zulassen sollte. „So schlimm ist es ja gar nicht.“ oder „Heute waren die Kinder doch ganz lieb.“ lautet in der Regel mein Tagesfazit am Abend. Mir ist klar, dass mir mein Kurzzeitgedächtnis dann einen Streich spielt und mich ganz schnell vergessen lässt, dass mein Jüngster alle drei Minuten wegen irgendetwas „MAMA“ geschrien hat, sich meine Jungs mindestens acht Mal gestritten haben und noch drei weitere Male geduldig eine Schramme, eine Beule oder wahlweise eingequetschte Finger verarztet und die Tränen getrocknet werden mussten.

Wahrscheinlich möchte mich mein Kurzzeitgedächtnis nur vor dem endgültigen Wahnsinn schützen. Denn das Gezanke und das anschließende Tränenfinale triggern mich und nagen unaufhörlich an meiner Resilienz.

Frust und Erschöpfung stauen sich auf

Von all dem bekommt mein Mann nichts mit. Denn wie in den meisten Familien, übernehme ich nach meinem Teilzeitjob die unbezahlte und nicht gesehene Familienarbeit. Laut dem Zweiten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung (BMFSFJ 2017) leisten Mütter täglich 2,5 Stunden mehr unbezahlte Care-Arbeit als Männer. Das kommt ungefähr hin, wenn ich die bloße physische Kinderbetreuung hochrechne.

Ich bin mir allerdings sicher, dass die Mental Load da nicht eingerechnet wurde. Mein Kopf ist voll von den organisatorischen Kleinigkeiten und der lässt sich nicht nach 2,5 Stunden einfach abschalten. Immer wieder erwische ich mich dabei, wie ich den nächsten Tag plane, welches Kind was, wohin mitnehmen muss oder braucht, welche alltäglichen Dinge im Haushalt fehlen und eingekauft werden müssen, welche Einladungen anstehen und welche kleinen und großen Geschenke dafür besorgt werden müssen und welche längerfristigen Termine wie Zahnarzt, Impfungen oder die Ausleihfrist der Bücherei anstehen.

Irgendwann fällt er dann, der eine kleine Tropfen, meistens weil mein Mann in diesem Moment einmal zuviel unachtsam war. Der ganze Frust, die Enttäuschung, Traurigkeit, Überforderung und Erschöpfung entladen sich regelmäßig explosionsartig. Er muss das Gewitter dann aushalten und versteht natürlich nie, warum ich mich so aufrege.

Hilfe planen und annehmen

Immerhin habe ich mir so Hilfe erkämpft, auch wenn ich über die Art, wie ich das erreicht habe, nicht stolz bin. Ohne die Haushaltshilfe, die zweimal pro Woche putzt und die Wäsche macht und unsere liebevollen Leihomis, hätte mich mein Mann wegen Burnouts wahrscheinlich schon wiederholt in irgendeine Klinik bringen müssen.

Unsere Omi-Babysitter holen unsere Jungs regelmäßig aus der Kita und OGS ab und übernehmen die Kinderbetreuung am Nachmittag auf dem Spielplatz oder zu Hause. Ich bin ihnen so dankbar. Sie sind mit ihrer vollen Aufmerksamkeit bei den Kindern, lassen sich von ihrer Fantasie anstecken und spielen mit großer Freude die Rollenspiele mit, zu denen ich einfach keine Lust oder alternativ keine Zeit habe, weil ich nebenbei noch für den Job oder im Haushalt arbeiten muss. Ich kann mich hundertprozentig auf unsere betagten Kinderbetreuer verlassen. Sie haben mich nicht ein einziges Mal im Stich gelassen. Im Gegenteil, sie freuen sich so sehr auf die Zeit, die sie mit unseren Jungs verbringen dürfen, dass sie die nächsten Betreuungszeiten von sich aus erfragen und mich damit regelmäßig daran erinnern, diese Inseln der Erholung rechtzeitig zu planen.

Ich genieße diese Nachmittage nur für mich. Sie sind mein kleiner, regelmäßiger Kurzurlaub, der mich physisch und psychisch gesund bleiben lässt.

Zum erhöhten Risiko an einem Mütter-Burnout zu erkranken und wie man diesem vorbeugt, findest du ein interessantes Interview mit Burnout-Expertin Helen Heinemann auf https://www.familie.de/familienleben/eltern/burnout-muetter/.

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